Urweltmuseum Neiderhell

Was ist ein Dinosaurier

Entgegen der landläufigen Meinung, alle Echsen des Mesozoikums (»Erdmittelalter«) wären Dinosaurier gewesen, werden nur Reptilien mit ganz bestimmten Eigenschaften als »Dinosaurier« bezeichnet.

Bei dem Wort »Dinosaurier« handelt es sich jedoch um keinen exakt wissenschaftlichen Klassifizierungsbegriff, sondern um eine Zusammenfassung zweier großer Ordnungen der Archosauria (»Herrscherreptilien«) - nämlich der der Ornithischia und der der Saurischia. Die beiden anderen Ordnungen, die ebenfalls zu den Archosauria gezählt werden, sind die Pterosaurier (Flugechsen) und die Crocodilia (Krokodile); sie werden jedoch nicht »Dinosaurier« genannt.

Des weiteren gab es noch die meeresbewohnenden Saurier, die ebenfalls keine »Dinosaurier« waren.
Im Mesozoikum kehrten einige am Land lebende Reptilienarten ins Meer zurück und passten sich über Generationen der neuen Lebensweise an. Hierunter fallen die Ichthyosaurier (Fischsaurier) und die langhalsigen Plesiosaurier, die das Meer über einen Zeitraum von mehr als 100 Millionen Jahren beherrschten.
Bei aller Verschiedenheit dieser meeresbewohnenden Saurier gibt es eine Gemeinsamkeit, die es erlaubt, sie in eine Gruppe zusammenzufassen (deren Klassifizierungsbegriff aber noch nicht eindeutig bestimmt wurde): Alle ins Meer zurückgekehrten Reptilien besaßen im Schädel hinter den Augen und unter der Stirn zwei Paar Schläfenfenster.

Zu diesen meeresbewohnenden Sauriern werden vier unterschiedlich angepasste Typen von Meeresreptilien gezählt:
Die Placodontia aus der Trias, die am wenigsten angepasst waren, die Nothosaurier ebenfalls aus der Trias, die sich jedoch schon stärker an ein Leben im Wasser angepasst hatten, die Plesiosaurier aus dem Jura, die bis in die Kreidezeit hinein die Hochsee beherrschten und die Ichthyosaurier, die schon in der Untertrias auftauchten und bis in die Kreidzeit hinein überlebten. Letztere waren die am meisten spezialisierten Meeresreptilien und ebenso erfolgreich wie die Plesiosaurier.

Bisher sind ca. 290 Dinosauriergattungen weltweit gefunden worden. Doch nicht jedes Lebewesen, dessen Überreste in den Schichten, die dem Mesozoikum (Erdmittelalter) zugeschrieben werden, eingebettet ist, gehört zu der Gruppe der Dinosaurier. Also: Was ist ein Dinosaurier eigentlich?

Eigenschaften der Dinosaurier

Vor 225 Millionen Jahren begann die Zeit der Dinosaurier. Allein aus der Tatsache heraus, dass sie über 160 Millionen Jahre lang als die Herrscher des Landes galten und Unmengen von verschiedenen Arten hervorgebracht haben, darunter auch die größten Landlebewesen aller Zeiten, kann man davon ausgehen, dass sie zu den erfolgreichsten Wirbeltieren der gesamten Erdgeschichte gehörten.

Eine mögliche Definition lautet:

  1. Dinosaurier lebten nur während des Mesozoikums (»Erdmittelalter«, einem Erdabschnitt, der sich aufteilt in drei Abschnitte: der Trias, dem Jura und der Kreidezeit). Die Zeit der Dinosaurier begann vor 225 Mio. Jahren (mit der späten Trias – »Obertrias«) und endete vor 65 Mio. Jahren (mit dem Ende der Kreidezeit).
  2. Dinosaurier sind Reptilien.
  3. Alle Dinosaurier lebten auf dem Land. Diese Eigenschaft ist besonders wichtig, da sie auf etliche riesige und oft merkwürdig anmutende fossile Reptilien, die sehr häufig für Dinosaurier gehalten werden, in keinem Fall zutrifft. So können sowohl die gewaltigen Meeresechsen des Mesozoikums (die Plesio-, Ichtyo- und Mosasaurier) nicht zu den Dinosauriern gezählt werden, wie auch die verschiedenen Flugsaurier (die Pterosaurier) keine sind.
  4. Die Dinosaurier liefen aufrecht auf säulenförmigen Beinen. Dies ist das typischste aller Merkmale. Von den Reptilien haben sich nur die Dinosaurier so entwickelt. Bei allen anderen stehen die Beine seitlich abgewinkelt. Diese spezielle Beinstellung ähnelt sehr derjenigen neuzeitlicher Vögel und Säugetiere.

Die Zuordnung zu bestimmten Reptiliengruppen oder Unterklassen entscheidet sich aber in erster Linie aufgrund des Schädelaufbaus und der Schädelöffnungen. Die Dinosaurier gehören zu den sogenannten Diapsida, die hinter den Augen je ein Paar zusätzliche Schläfenster besitzen.

Der Name Dinosaurier leitet sich von den zwei griechischen Wörter deinos (schrecklich) und sauros (Echse) ab. Der Begriff fiel erstmals 1842 auf einer wissenschaftlichen Tagung in Großbritannien.

1887 führte der englische Anatom Harry Govier Seely zum besseren Verständnis der Verwandtschaftverhältnisse der Dinosaurier die Gruppenbegriffe Saurischia und Ornithischia ein. Die Unterscheidung dieser beiden Dinosauriergruppen leitet sich von der Stellung der Beckenknochen bei den Dinosaurierskeletten ab: Die Beckenknochen der Saurischia ("Echsenbecken-Dinosaurier") sind in etwa, wie bei anderen Reptilien angeordnet, die Beckenstruktur der Ornithischia ("Vogelbecken-Dinosaurier") hingegen ähnelt mehr der unserer heutigen Vögel (obwohl seltsamerweise kein verwandtschaftlicher Zusammenhang zu den Vögeln besteht, da sie sich aus einer Seitenlinie der Saurischia entwickelt haben und eng mit dem Deinonychus verwandt zu sein scheinen).

Die Saurischia werden wiederum in zwei Untergruppen unterteilt: In die Theropoda, zu denen alle fleischfressenden, auf zwei Beinen laufenden Arten gehören (z.B. Tyrannosaurus rex), und in die Sauropodomorpha, die allesamt Pflanzenfresser waren (z.B. Brachiosaurus).
Ein weiteres Unterscheidungsmerkmal zwischen den Saurischia und Ornithischia besteht darin, dass scheinbar alle Ornithischia einen kleinen Hornschnabel am Unterkiefer trugen (z.B. Triceratops). Zudem waren sämtliche Ornithischia Pflanzenfresser. Die meisten Dinosaurier können einer der beiden Gruppen (Saurischia oder Ornithischia) zugeordnet werden, doch treten insbesondere bei einigen der ganz frühen Formen, die in der Obertrias lebten, die sogenannten "Protodinosaurier" wie auch bei den "Segnosauriern" vom Ende der Kreidezeit Schwierigkeiten bei der eindeutigen Zuordnung auf.

Warum wurden Dinosaurier so groß

Bereits im Oberjura beginnen einzelne Arten von Tieren enorm an Größe zuzunehmen, was sich in der Kreidezeit weiter fortsetzt. Dieser Riesenwuchs zeigt sich bei vielen Gruppen des Tierreiches, ist aber am auffälligsten bei den gigantischen Pflanzenfressern unter den Dinosauriern und den riesigen Flugechsen mit Flügelspannweiten bis zu 12 Metern.
Der Grund für dieses Riesenwachstum scheint in der Zunahme des Sauerstoffanteils der Luft zu liegen. So kann im Verlauf der Erdgeschichte zweimal eine hohe Sauerstoffkonzentration in der Luft nachgewiesen werden, die zeitgleich mit einem "Gigantismus" unter den Tieren zusammenfällt: Im Karbon mit riesigen Insekten (u.a. dem Meganeura, dem größten Insekt aller Zeiten mit einer Flügelspannweite von 75 Zentimetern) und in der Kreidezeit mit riesigen Dinosauriern. Dieses Riesenwachstum bringt auf den ersten Blick Vorteile für das Individuum: Große Tiere sind schwerer zu erbeuten und können besser die Wärme speichern (Verhältnis von Körpergröße zum Körpervolumen).
Doch gleichzeitig sind mit diesem Körpervolumen auch Nachteile verbunden: Das Gewicht wächst ebenfalls ins Gigantische, was sich sowohl auf die erforderliche Nahrungsaufnahme als auch auf den Knochenbau auswirkt. Um diesen riesigen Körper mit Energie zu versorgen, muss der Dinosaurier Unmengen an Nahrung zu sich nehmen und ein äußerst stabiles Skelett entwickeln.
Somit haben einige der riesigen Sauropoden in der Nähe des Beckengürtels vermutlich eine Art "zweites Gehirn" ausgebildet, um den Weg der Nervenimpulse zu verkürzen.

Hin und wieder wird die These laut, dass gerade dieser Riesenwuchs zum Aussterben führte. Doch muss man bedenken, dass sich nicht alle Dinosaurierarten zu Giganten entwickelten und dennoch am Ende der Kreidezeit die gesamte Art ausstarb.

Einige Bilder mit Beschreibung der Dinosaurier und der Ausmaße finden Sie hier

Texte mit freundlicher Genehmigung von www.dinosaurier-interesse.de